Gut vorbereitet

Checkliste & Tipps für den Arztbesuch

Die Suche nach ÄrztInnen kann für PMDS-Betroffene eine ganz schöne Herausforderung sein. Leider wissen noch zu wenige BehandlerInnen von der Erkrankung, und viele nehmen die Symptome nicht ernst genug. Fast jede von uns ist daher schon heulend und entmutigt von Arztterminen zurückgekommen.  

Wir haben für dich ein paar Tipps gesammelt, um den Besuch bei ÄrztInnen und BehandlerInnen so erfolgreich und krisenfrei wie möglich zu gestalten.
Denn auch wenn die wenigsten ÄrztInnen wirklich Erfahrung mit PMDS haben, gibt es es viele, die dich gerne mit Engagement und Einfühlungsvermögen auf deinem Weg unterstützen!

Vor dem Arzttermin

So bereitest du dich auf das Gespräch vor

  • Track deine Symptome

    Egal ob für Diagnose oder Behandlung: Nur mit einem Zyklustagebuch bekommen du und deine BehandlerIn Sicherheit darüber, dass deine Symptome wirklich zyklusabhängig sind.

  • Mach dir Gedanken über deine Erwartungen

    Überlege, was du dir von dem Arzttermin erhoffst und erwartest. Suchst du Sicherheit über eine Diagnose? Möchtest du, dass weitere Untersuchungen/Abklärungen stattfinden? Wenn ja, welche? Gibt es Medikamente oder Behandlungen, die du ausprobieren möchtest? Wenn du mit einer klaren Vorstellung in den Termin gehst, kannst du das auch leichter kommunizieren. Mach dir auch klar, welche Möglichkeiten deine ÄrztIn überhaupt hat um dir zu helfen. GynäkologInnen können eben vor allem hormonell auf den Zyklus Einfluss nehmen.

  • Gib deiner ÄrztIn Infos zu PMDS

    Viele Ärzte und Ärztinnen haben noch nie von PMDS gehört, geschweige denn Erfahrung damit. Bevor du versuchst, deiner BehandlerIn die Erkrankung selbst näherzubringen, greif lieber auf Fachliteratur zurück (siehe Download weiter unten). Wenn der oder die BehandlerIn nicht bereit ist, sich damit auseinanderzusetzen, such lieber jemand anderes.

  • Mach den Termin in der "guten Phase" - und ein Video in der schlechten

    Mach deinen Termin möglichst in der guten Phase. Du bist dann widerstandsfähiger gegenüber Enttäuschungen, kannst sachlicher bleiben und für dich einstehen und wirst eher respektiert. Allerdings nehmen viele ÄrztInnen die PMDS-Beschwerden nicht so ernst, wenn sie es nicht mit eigenen Augen erleben. Eine Idee: Nimm an deinen schlechten Tagen kurze Videos auf, wo du in die Kamera sagst/heulst/whatever, wie es dir gerade geht. Diese kannst du dann deiner ÄrztIn zeigen, falls sie Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Symptome hat.

  • Sprich mit verschiedenen ÄrztInnen

    Mach ruhig mehrere Termine auf einmal und sprich mit verschiedenen BehandlerInnen – das erhöht deine Chancen, jemanden zu finden bei dem du dich gut aufgehoben fühlst. Zudem hast du nach einer Enttäuschung direkt eine neue Option im Ärmel. Vergiss nicht, Termine rechtzeitig abzusagen, wenn du sie doch nicht mehr wahrnehmen möchtest. Eine hilfreicher Gedanke kann sein, dass du dein Behandlungsteam "castest". Nicht du musst die BehandlerIn überzeugen, sondern andersrum - denn es geht um deine langfristige Gesundheit.

Fach-Info für deine Ärzt:In

Nayman, Sibel & Schricker, Isabelle & Kuehner, Christine. (2022). Die Prämenstruelle Dysphorische Störung (PMDS): Eine neue Diagnose in der ICD-11.
Während des Termins

Tipps für das Gespräch mit deiner ÄrztIn

  • Nimm dein Zyklustagebuch mit

    Nimm deine Aufzeichnungen mit zu deinem Termin - auch wenn nicht danach gefragt wurde. Ein eindeutiges Muster sagt oft mehr als tausend Worte, und lässt sich nicht so einfach widerlegen oder wegwischen.

  • Mach eine Liste mit Symptomen und Fragen

    Vor Ort geht oft alles so schnell, dass man Dinge vergisst. Praktisch ist daher eine einfache Liste mit deinen wiederkehrenden Symptomen, und welche Probleme in deinem Alltag dadurch entstehen - z.B. in der Partnerschaft, im Sozialleben und im Arbeitsleben. So bekommt deine ÄrztIn auch einen besseren Überblick über deine Situation.

  • Nimm jemanden mit ins Gespräch

    Wenn du kannst, nimm eine Begleitperson mit, der du vertraust. Eine Begleitung hat eine ganze Reihe Vorteile: Du bist nicht so leicht einzuschüchtern, BehandlerInnen überlegen genauer, was sie sagen. Deine Begleitung kann auch als Erinnerungshilfe dienen, zusätzliche Fragen stellen auf die du nicht selbst gekommen wärst und dir direkt Rückhalt geben, wenn der Termin nicht nach Wunsch verläuft.

  • Mach dir Notizen per Hand

    Ein sehr wirkungsvoller Tipp: Nimm dir Papier und Stift mit, und schreibe während des Gesprächs mit. Wenn BehandlerInnen sehen, dass du dir Notizen machst, fühlen sie sich “beobachtet”, und gehen automatisch aufmerksamer und bedachter mit dir um. Gleichzeitig behältst du mehr Klarheit und Orientierung.

  • Frag nach einer Zusammenfassung

    Wenn du dich verwirrt oder nicht ernstgenommen fühlst, dann bitte den Arzt oder die Ärztin, ihre Aussagen /Empfehlungen nochmal zusammenzufassen. Du kannst den Arzt auch bitten, dir die Empfehlung/Aussage schriftlich mitzugeben.

  • Leg dir Fragen zurecht

    Oft verlaufen Gespräche nicht zufriedenstellend, weil uns plötzlich die Worte oder der Mut fehlen. Es kann helfen, wenn du dir vorher Fragen zurechtlegst, falls du nicht mehr weiter weisst, z.B.: “Können Sie nochmal zusammenfassen, was Sie meinen?” “Was könnte man tun, wenn diese Behandlungsmöglichkeit nicht klappt?” “Wohin kann ich mich wenden, wenn ich in eine Krise komme?” “Könnten Sie mir Ihre Empfehlung bitte schriftlich geben?”

Nach dem Termin / Allgemein

Was du noch tun kannst

  • Mach einen Behandlungsplan

    Niemand kann dir sagen, welche Behandlung für dich die beste ist. Leider lässt sich das nur durch Ausprobieren herausfinden. Eine gute ÄrztIn begleitet dich dabei. Trotzdem ist es wichtig, dass du selbst zu deiner eigenen Expertin wirst. Eine große Hilfe ist ein Behandlungsplan: Überlege dir, welche Behandlungsmöglichkeiten für dich in Frage kommen und in welcher Reihenfolge du sie ausprobieren möchtest. Was kannst du tun, wenn die Sache nicht klappt?

  • Wechsle den Arzt/die Ärztin, wenn du dich nicht ernstgenommen fühlst

    Niemand zwingt dich, bei deinem Arzt zu bleiben, wenn du dich nicht ausreichend unterstützt und ernstgenommen fühlst. Deine Gesundheit ist das allerwichtigste, und du trägst letzten Endes die Verantwortung für alle deine Gesundheitsentscheidungen. Jemand neues zu suchen ist anstrengend, aber du brauchst jemanden an deiner Seite, dem du vertraust und an den du dich wenden kannst, besonders wenn du kritische Behandlungsmethoden probierst.

  • Überleg, ob du dir eine Privatpraxis leisten kannst / willst

    Viele Enttäuschungen entstehen, weil man lange auf Termine wartet und ÄrztInnen wenig Zeit haben. Wenn du es dir leisten kannst, kannst du auch über den Besuch in einer privaten Praxis nachdenken - sei es PsychiaterIn oder GynäkologIn. Privatärzte sind in der Regel hervorragend ausgebildet, nehmen sich mehr Zeit und du bekommst viel schneller Termine. Je nachdem wie deine finanzielle Situation aussieht, kann das eine gute Investition sein.

  • Tausch dich mit anderen Betroffenen aus

    Ein PMDS-Buddy oder eine Selbsthilfegruppe sind eine wirkungsvolle Unterstützung, und können dich auffangen, wenn ein Termin nicht gut lief. Sie können dir helfen, den Mut zu bewahren und für dich selbst einzustehen.