PMDS-Behandlung

Die Pille bei PMDS

Hilft die Pille gegen PMDS? Welche Pille ist die Richtige? Infos & Tipps zur Pille als Behandlung bei PMDS. 

Die Pille: Orale Kontrazeptiva als PMDS-Behandlung

Was ist die Pille?

“Die Pille” ist eine gängige Bezeichnung für hormonelle Verhütungsmittel, die in Tablettenform eingenommen werden. Der Fachbegriff lautet Orale Kontrazeptiva. Die Pille enthält Hormone, die den Eisprung hemmen, so dass kein Zyklus stattfindet. Es gibt die Pille in verschiedenen Formen: 

Kombipille / Kombinationspille – enthält eine Kombination aus Östrogen (meist das synthetische Ethinylestradiol) und Gestagen (gibt es in vielen verschiedenen Arten).

Minipille – enthält nur ein Gestagen, kein Östrogen. 

Mikropille – enthält ein Gestagen und sehr niedrig dosiertes Östrogen.

Eigentlich dienen orale Kontrazeptiva zur Schwangerschaftsverhütung. Sie werden jedoch auch häufig zur Behandlung zyklusabhängiger Beschwerden wie PMS, PMDS oder auch Endometriose eingesetzt. Ein Überblick über verschiedene Pillen und ihre Wirkstoffzusammensetzung folgt.

Die Pille als PMDS- Behandlung

Die Pille wird häufig für die Behandlung von PMDS eingesetzt. Sie hemmt den Eisprung und verringert zyklusbedingte Hormonschwankungen, die eine der Hauptursachen für PMDS sind. Allerdings können die Hormone in der Pille auch PMDS-Symptome auslösen. Ein Versuch kann sich trotzdem lohnen. Denn die Zusammensetzung der einzelnen Pillen ist sehr unterschiedlich, und wird sehr unterschiedlich vertragen. Es ist empfehlenswert, die Pille bei PMDS mit besonderer Vorsicht und in enger Absprache mit eine:r Ärzt:in auszuprobieren. Dabei braucht es auch etwas Geduld, da es ca. 1-3 Monate dauern kann, bis sich die Hormonlage im Körper stabilisiert. 
Praktische Tipps und unsere Erfahrungen zur Einnahme der Pille bei PMDS findest du hier:

Praktische Tipps & unsere Erfahrungen zur Pille bei PMDS

Wie gut hilft die Pille bei PMDS?

Ist die Pille bei PMDS wirklich sinnvoll? Die Antwort lautet: Ja, mit Einschränkungen. In 2021  analysierten und verglichen ForscherInnen verschiedene Studien (De Wit et al, 2021). Das Ergebnis: Die Pille kann allgemeine PMDS-Symptome deutlich reduzieren. Dabei gibt es keine nennenswerten Unterschiede zwischen den getesteten Pillen – sie sind alle ähnlich effektiv. Depressive PMDS-Symptome werden durch die Pille jedoch kaum verbessert. Für PMDS-Betroffene mit depressiven Symptomen kann daher eine Kombination aus Pille und SSRI (Antidepressiva) hilfreich sein.

Allgemein ist die Studienlage zu hormonellen Kontrazeptiva bei PMDS noch sehr dünn. Fast alle Studien dauern nur 3 Monate, die Methoden sind nicht einheitlich und es fehlt an Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Präparaten.

 

Welche Pille bei PMDS?

In den USA ist die Pille Yaz® für die Behandlung von PMDS zugelassen. Doch die „richtige“ Pille gegen PMDS gibt es nicht. Denn jeder  Körper reagiert anders auf verschiedene Hormonzusammensetzungen. Zudem müssen Risikofaktoren (z.B.  Thrombosegefahr) und Vorerkrankungen wie Endometriose oder Bluthochdruck beachtet werden. Oft muss man mehrere Pillen ausprobieren, um herauszufinden, welche man gut verträgt. 

Trotzdem gibt es ein paar wichtige Tipps, die dir bei der Auswahl einer Pille gegen PMDS helfen können: 

Um Hormonschwankungen so gut es geht zu verringern, wählt man zur Behandlung von PMDS am besten eine monophasische Pille – also eine, bei der die Wirkstoffmenge an allen Tagen gleich ist. Einige Pillen (z.B. Qlaira®) versuchen durch unterschiedliche Dosierungen die Zyklusphasen nachzuahmen – diese Mehrphasen-Pillen sind bei PMDS nicht geeignet, da schon kleinste Hormonschwankungen bei PMDS-Betroffenen zu Symptomen führen können. 

Die übliche Pillenpause von 7 Tagen sorgt für  Änderungen im Hormonhaushalt und kann deswegen PMDS-Symptome auslösen. Eine bessere Alternative bei PMDS ist die Einnahme der Pille im Langzyklus. Dabei werden die wirkstoffhaltigen Tabletten durchgenommen und man verzichtet auf die monatliche Pillenpause. Je nach Pille wird empfohlen, beim Langzyklus ca. alle drei Monate eine Pillenpause einzulegen. 

Die Pillenpause kann bei PMDS-Betroffenen Symptome auslösen, ist aber trotzdem manchmal sinnvoll (z.B. bei Zwischenblutungen). Empfehlenswert ist eine verkürzte Pillenpause von 4 Tagen. Die kurze Zeit reicht aus, um eine Abbruchblutung auszulösen und eventuell aufgebaute  Gebärmutterschleimhaut abzubauen. Der Körper hat jedoch weniger Zeit, um die eigene Hormonproduktion wieder anzukurbeln. So können größere Hormonschwankungen und damit verbundene Symptome verringert werden.

In vielen Artikeln wird empfohlen, bei PMDS eher auf antiandrogene Wirkstoffe zu setzen. Sie wirken den „männlichen“ Androgenen entgegen und werden z.B. zur Behandlung von Akne oder Haarausfall genutzt. Bisher konnten wir keine zuverlässigen Studien finden, ob antiandrogene Pillen bei PMDS tatsächlich besser geeignet sind. Allerdings häufen sich Meldungen, das einige androgene Wirkstoffe mit höherem Risiko für psychiatrische Symptome wie Depressionen und Panikattacken verbunden sind – inbesondere Levonorgestrel (z.B. in Mirena).  
Auch hier gilt wieder: Jeder Körper ist anders. Besprich am besten mit deiner Ärzt:In, was in deinem Fall empfehlenswert wäre.  

 

Nebenwirkungen​

Wie alle Medikamente hat auch die Pille Nebenwirkungen. Diese können je nach enthaltenen Hormonen unterschiedlich sein. Folgende  Nebenwirkungen treten teilweise nur selten auf, trotzdem solltest du darüber Bescheid wissen, da sie bei fast allen Pillen auftreten können:  

  • Stimmungsveränderungen, Depressionen
  • PMDS-Symptome
  • Erhöhte Gefahr einer Venenthrombose – besonders bei RaucherInnen
  • Gewichtszunahme, Wassereinlagerungen
  • Nährstoffmangel (s. praktische Tipps)
  • u.v.m. 

Kann man trotz Pille PMDS haben?

Es gibt verschiedene Gründe, warum man trotz Pille PMDS-Symptome haben kann: 

  • Die Pille hemmt zwar den Eisprung, und sorgt für eine gleichmäßige Zufuhr an Hormonen. Trotzdem produziert dein Körper weiterhin eigene Hormone  – besonders am Anfang der Pilleneinnahme. Dadurch können gerade in den ersten 1-3 Monaten stärkere PMDS-Symptome auftreten. Diese sollten aber mit der Zeit abnehmen, wenn sich der Körper an die neue Hormonlage gewöhnt. 
  • Die in der Pille enthaltenen Wirkstoffe (v.a. die Progestine) können auch selbst PMDS-Symptome auslösen. Wenn du dich auf der Pille also durchgängig schlecht fühlst oder neue, ungewohnte Symptome hast (z.B. Angstzustände, Panikattacken etc.), könnte es das falsche Präparat für dich sein. 
  • In einigen Fällen kommt es trotz Pille zu einem Eisprung und damit zu einem Zyklus. Ein solcher “Zyklusdurchbruch” kann unangenehme PMDS-Symptome zur Folge haben.

Fazit zur Pille bei PMDS

Auch wenn die Pille alleine noch nicht die optimale Behandlung bei PMDS darstellt, kann sie vielen Betroffenen helfen, ein Stück Lebensqualität zurückzugewinnen. Dabei muss man für sich selbst abwägen, welche Nebenwirkungen man bereit ist, in Kauf zu nehmen. Zudem ist oft etwas Geduld  in den ersten Wochen erforderlich, und es kann auch sein, dass man mehrere Präparate probieren muss, bevor man das Richtige findet.
Ein weiteres Symptommanagement ist dennoch notwendig: Seien es zusätzliche SSRI, Nährstoffe, die pünktliche Einnahme etc. (siehe auch unsere Tipps & Erfahrungen zur Pille bei PMDS).

Aktuell wird immer intensiver zu PMDS und Behandlungsmöglichkeiten geforscht. So besteht die Hoffnung auf neue Präparate, die besser auf PMDS zugeschnitten sind und weniger Nebenwirkungen für Betroffene mitbringen.  

Mehr Informationen zu Oralen Kontrazeptiva, verschiedenen Kombinationen und deren Nebenwirkungen kannst du auf der Seite „Gelbe Liste“ nachschlagen:

Viel oder wenig Östrogen bei PMDS?

Die Rolle von Östrogen bei PMDS ist noch nicht ganz klar, da Östrogen viele verschiedene Wirkungen hat. Einerseits wirkt es schützend und stimulierend für viele Gehirnfunktionen, und kann die Stimmung aufhellen. Andererseits fördert es auch das Wachstum von Gewebe (schlecht bei Endometriose, Krebs etc.) und kann auch Aggressionen fördern. Einen großen Einfluss hat vermutlich auch die Interaktion mit Progesteron. Besonders bei PMDS gibt es sehr unterschiedliche Empfehlungen zur Östrogendosis in der Pille. Eine Studie verglich Dosierungen von 0,2 mg und 0,3 mg Ethinylestradiol mit Drospirenon und zeigte bessere Ergebnisse bei der niedrigen Dosierung. Eine neuere Pilotstudie (Robertson et al, 2021) testete die Pille Zoely® mit 1,5 mg bioidentischem Estradiol an PMDS-Patient*innen in psychiatrischer Behandlung – mit vielversprechenden Ergebnissen zur Stimmungsverbesserung. Hier braucht es deutlich mehr Forschung, auch im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen wie ADHS, Depressionen, Schizophrenie etc. 

Verursacht die Pille Depressionen?

Mittlerweile weiss man ziemlich sicher, dass die Pille im Zusammenhang mit Depressionen steht. Eine große Studie aus Dänemark zeigte 2016, dass die Einnahme einer Pille gerade in jungen Jahren das Risiko erhöht, später im Leben eine Depression zu entwickeln – unabhängig davon, ob man die Pille dann noch einnimmt oder nicht.

Aufgrund mangelnder Alternativen sind viele PMDS-Betroffene trotzdem auf die Pille angewiesen. Laut aktueller Studienlage hilft die Pille gegen allgemeine PMDS-Symptome, jedoch nicht gegen depressive Symptome. Deswegen wird sie oft in Kombination mit SSRI (Antidepressiva) eingesetzt. 
Hier braucht es deutlich mehr Forschung, ob sich bestimmte  Hormonkombinationen bei PMDS-PatientInnen positiver auswirken könnten als andere. 

Frauen mit ADHS haben auch ohne Pille ein 3-fach höheres Risiko für Depressionen als Frauen ohne ADHS – bei Einnahme von oralen Kontrazeptiva steigt das Risiko auf das 5-fache. Interessanterweise ist bei der Verwendung von hormoneller Verhütung mit gleichmäßiger Abgabe (z.B. Pflaster) das Risiko für Depressionen ähnlich wie bei Frauen ohne ADHS (Lundin et al, 2023). 

 

Hilft die Spirale gegen PMDS?

Leider nein. 

Sowohl die Kupferspirale als auch die Hormonspirale verhindern eine Schwangerschaft, indem sie u.a. den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut hemmen. So kann sich keine befruchtete Eizelle einnisten. Die Spirale verhindert jedoch nicht den Eisprung und die damit einhergehende Hormonausschüttung – und hilft daher nicht gegen PMDS. Die Hormonspirale enthält meist den androgenen Wirkstoff Levonorgestrel, der in letzter Zeit häufiger mit starken psychiatrischen Symptomen Beschwerden wie Panikattacken in Zusammenhang gebracht wurde (Arbeitskreis Frauengesundheit, 2020)
Bei der Behandlung von Endometriose kann die Spirale dank der niedrigen Dosierung jedoch eine sinnvolle Alternative sein, wenn man die Endometriose kontrollieren möchte, aber aufgrund von PMDS höherdosierte Gestagenpillen nicht verträgt. 

Akinloye, O. et al. (2011) ‘Effects of contraceptives on serum trace elements, calcium and phosphorus levels’, The West Indian medical journal, 60(3), pp. 308–315.

Fallah, S., Sani, F.V. and Firoozrai, M. (2009) ‘Effect of contraceptive pill on the selenium and zinc status of healthy subjects’, Contraception, 80(1), pp. 40–43.

Hormonspirale und Panikattacken (2020) Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e.V. Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft (AKF) e.V. Available at: https://www.arbeitskreis-frauengesundheit.de/2020/02/22/panikattacken-unter-levonorgestrel-iup-mirena-u-a/ (Accessed: 29 December 2023).

Lundin, C. et al. (2023) ‘Hormonal Contraceptive Use and Risk of Depression Among Young Women With Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder’, Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry, 62(6), pp. 665–674.

Robertson, E. et al. (2021) ‘Pilot Data on the Feasibility And Clinical Outcomes of a Nomegestrol Acetate Oral Contraceptive Pill in Women With Premenstrual Dysphoric Disorder’, Frontiers in endocrinology, 12, p. 704488.

Skovlund, C.W. et al. (2016) ‘Association of Hormonal Contraception With Depression’, JAMA psychiatry , 73(11), pp. 1154–1162.

de Wit, A.E. et al. (2021) ‘Efficacy of combined oral contraceptives for depressive symptoms and overall symptomatology in premenstrual syndrome: pairwise and network meta-analysis of randomized trials’, American journal of obstetrics and gynecology, 225(6), pp. 624–633.

Zolfaghari, S.S. (2015) The Relationship Between Folic Acid, Vitamin B12, and Vitamin B6 Intakes and Depression in Women who Use Hormonal Oral Contraceptives.

 

Checkliste für den Arztbesuch

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