PMDS-Behandlung
Chemische Menopause
Durch die Einnahme von Gonadotropin-Releasing-Hormon-Analoga (GnRHa) zur chemischen Menopause
GnRHa-Therapie: Die chemische Menopause als PMDS-Behandlung
Was sind GnRHa?
GnRHa sind synthetisch hergestellte Analoga des natürlichen Gonadotropin-Releasing-Hormons.
Sie unterbinden die Hormonproduktion in den Eierstöcken und unterdrücken den Eisprung, was zu einer umkehrbaren Menopause führt.
Die am häufigsten verwendete Form von GnRHa ist die Injektion, beispielsweise mit dem Wirkstoff Leuprolin.
Es gibt jedoch verschiedene Darreichungsformen:
- Injektionen
- Nasensprays
- Tabletten
- Implantate
Vor allem in englischsprachigen Ländern wird die chemische Menopause bereits erfolgreich zur Behandlung von PMDS eingesetzt.
Im deutschsprachigen Raum wird der Einsatz von GnRH-a aufgrund der ernstzunehmenden Nebenwirkungen nur von wenigen ÄrztInnen in Betracht gezogen. Andererseits herrscht hier auch weniger Bewusstsein für die Belastung und das Suizidrisiko durch PMDS.
GnRHa - für wen ist es die richtige Behandlung?
Für Frauen mit sehr starken PMDS-Symptomen kommt die chemische Menopause als eine der letzten Behandlungsmöglichkeiten in Frage. Dabei sollte die PMDS-Diagnose unbedingt gesichert sein.
Es gibt Krankheiten und Störungen, die ähnliche Symptome erzeugen wie PMDS – allen voran die PME. Wenn durch PME andere Krankheiten prämenstruell verschlimmert auftreten, unterscheiden sich die biologischen Ursachen von denen der PMDS. Die GnRHa-Therapie ist bei PME dadurch wenig erfolgsversprechend.
Vor dem Einsatz von GnRH-a sollten alle anderen Behandlungsmöglichkeiten wie Pille und SSRI ausprobiert werden. Nur wenn diese nicht ausreichen, um die PMDS-Beschwerden zu bessern, kommt die chemische Menopause durch GnRH-a in Frage. Sie wird auch empfohlen, um die Wirksamkeit und Verträglichkeit zu testen, bevor eine operative Menopause in Betracht gezogen wird.
Bei stabiler Ergänzung einer Hormonersatztherapie (HRT) und regelmäßiger ärztlicher Überwachung kann die GnRHa-Therapie auch langfristig eingesetzt werden, um eine Operation komplett zu vermeiden.
Wie funktionieren GnRH-a?
Unser körpereigenes Hormon GnRH stimuliert die Produktion von Geschlechtshormonen. GnRH-Analoga (Gonadotropin-Releasing-Hormon-Analoga) ahmen dieses Hormon nach und docken an die gleichen Rezeptoren an. Zunächst werden deswegen viel mehr Geschlechtshormone produziert – es kann zu einem Aufflammen („flare up“) der Symptome kommen. Nach kurzer Zeit ermüden die Rezeptoren durch diesen Dauerbeschuss, und werden inaktiv. Dadurch wird die Hormonproduktion stark heruntergefahren. Der Hormonspiegel wird stabil niedrig gehalten, der Menstruationszyklus bleibt aus und die hormonellen Schwankungen, die typischerweise PMDS-Symptome auslösen, werden reduziert. Bei einigen Patientinnen setzt die Wirkung sofort ein, bei anderen kann es zwei bis drei Monate dauern, bis der Menstruationszyklus vollständig unterdrückt ist.
GnRH-a werden häufig als Dreimonatsspritze gegeben. Zum Ende dieser Zeit kann die Wirkung bei einigen PatientInnen früher nachlassen, und es können PMDS-Symptome auftreten. Bei Bedarf kann dann der Abstand zwischen den Injektionen etwas verkürzt werden.
GnRHa hemmen die Produktion von Geschlechtshormonen sehr effektiv. Doch der weibliche Körper benötigt diese Hormone, um gesund zu bleiben. Deshalb werden während der Therapie kontinuierliche Dosen von Östrogen (für Knochen- und Herzgesundheit) und Progesteron (zur Minderung der Risiken, die mit einer reinen Östrogenbehandlung verbunden sind) als Hormonersatztherapie (HRT) verabreicht. Die HRT sorgt für stabile Hormonlevel, die Nebenwirkungen lindern und so niedrig sind, dass kein Zyklus ausgelöst wird.
Verträglichkeit
Eine GnRHa-Therapie sollte nur für sechs Monate ohne HRT angewendet werden. Danach besteht das Risiko eines Knochenschwunds. Eine längere Anwendung ohne HRT kann dazu führen, dass die Knochendichte nicht mehr vollständig regeneriert, was ein erhöhtes Risiko für Osteoporose darstellt. Daher wird eine Kombination mit HRT dringend empfohlen. Zu Beginn der HRT-Behandlung können PMDS-ähnliche Symptome auftreten, die jedoch in der Regel nach einem Monat abklingen.
Einige PMDS-Patientinnen vertragen Progesteron-basierte Behandlungen nicht gut. Daher wird empfohlen, bei einer Hormon-Ersatz-Therapie mit transdermalem Östrogen die niedrigstmögliche Dosis Progesteron oder Progestagen zu verwenden, um die negativen Auswirkungen zu minimieren.
Nebenwirkungen
Die chemische Menopause kann zu Symptomen führen, die den natürlichen Wechseljahrsbeschwerden ähneln. Eine ergänzende HRT-Therapie kann jedoch dazu beitragen, diese Symptome zu lindern.
Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen:
Hitzewallungen, Gelenkschmerzen, Müdigkeit, Kopfschmerzen, trockene oder juckende Haut, vermindertes sexuelles Verlangen, vaginale Trockenheit, Schlaflosigkeit, Übelkeit, Herzrasen und häufiges Wasserlassen. Emotionale und kognitive Symptome wie Angst, depressive Stimmung , Konzentrationsschwierigkeiten und Vergesslichkeit.
Zulassung in Deutschland
In Deutschland verwenden ÄrztInnen und Krankenkassen aktuell den ICD-10, ein von der WHO entwickeltes System für die Klassifikation von Krankheiten. In dieser Version ist PMDS keine eigenständige Diagnose.
Außerdem sind GnRHa in Deutschland nicht für die PMDS-Behandlung zugelassen. Behandelt werden damit hauptsächlich Endometriose oder Brustkrebs. Eine PMDS-Behandlung erfolgt also nur ‚Off-Label‘. ÄrztInnen tragen bei der Behandlung ein höheres Risiko, da sie nicht in den offiziellen Richtlinien aufgeführt ist. Entsprechend groß dürfte die Zurückhaltung der ÄrztInnen beim Einsatz von GnRHa sein.
Im ICD-11, der neueren Version des Klassifikationssystems ist PMDS bereits eine eigenständige Diagnose. Es dauert aber in der Regel einige Jahre, bis die neue Version in deutscher Sprache verfügbar ist und in Praxen in Deutschland eingesetzt wird. Damit wären dann allerdings auch gute Voraussetzungen für die Zulassung von GnRHa als PMDS-Behandlung in Deutschland geschaffen.