Phytoöstrogene bei PMDS?

FRAGEN & ANTWORTEN

Kann man bei einer Östrogendominanz Leinsamen essen?

Vor ein paar Tagen kam diese interessante Frage in unseren Mailkasten geflogen. Eine Östrogendominanz ist zwar nicht das Gleiche wie PMDS (bei der die Hormonwerte in der Regel normal sind) aber man kann natürlich beides haben. Und wenn man sich intensiv mit Hormonen beschäftigt, ist das ein durchaus spannendes Thema.

Hier die Frage und meine Antwort dazu: 
Hallo liebes Team.

Ich habe eine Östrogendominanz, würde gerne Ballaststoffe in Form von Leinsamen zu mir nehmen, finde hierzu jedoch unterschiedliche Aussagen im Netz.
Einerseits soll es Östrogen erhöhen, da hier Phytoöstrogene (Lignanae) enthalten sind, an anderen Stellen wird davon berichtet, dass es das Östrogen senkt, bzw. ins Gleichgewicht (hier ist dann wahrscheinlich das Verhältnis zu Progesteron gemeint) bringt.

Was nun?
Ich würde mich freuen, wenn ihr mir hier weiterhelfen könntet.

Das war meine Antwort: 

Hallo liebe XX,
 
Eine einfache Frage, sollte man meinen 😀 Eine einfache Antwort darauf gibt es jedoch nicht.

Die kurze Antwort ist: Ich denke, man kann Leinsamen (in üblichen Maßen) bei einer Östrogendominanz bedenkenlos nehmen. Insgesamt haben Leinsamen nach aktuellem Kenntnisstand einen positiven Effekt auf hormonabhängige Erkrankungen haben – vermutlich auch bei PMDS-Symptomen.
 
Die ausführliche Antwort (Ich weiss nicht, wie genau du es wissen wolltest, aber du hast gefragt ;))
Ich fasse mal das zusammen, was sich aus meinen Recherchen / Verständnis ergibt:

Es ist richtig, dass Leinsamen Phytoestrogene/Lignane enthalten, die an Östrogenrezeptoren wirken können. Allerdings kann man nicht einfach sagen, dass die Östrogenrezeptoren dadurch blockiert oder aktiviert werden. Wir haben sauviele verschiedene Östrogenrezeptoren in allen möglichen Geweben, und selbst Östrogen hat dort je nach Umstand unterschiedliche Wirkungen.
Lignane haben ebenso vielfältige Wirkungen – manche davon sind ähnlich wie Östrogen, andere hemmen die Östrogenwirkung. Deswegen findest du da keine klare Antwort drauf. Um eine sinnvolle Aussage zu treffen, müsste man jedes Gewebe /Krankheit /Hormonwirkung o.ä. einzeln untersuchen. 
Es gibt zwar eine Studie von 2008, bei der Leinsamen zu einer schwachen Senkung des Östrogenlevels beigetragen haben (vor allem bei übergewichtigen Frauen) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18791924/. Doch auch da ist m.E. nicht klar, ob das jetzt an den Lignanen liegt oder ob sich z.B. die Ballaststoffe positiv auf den Fettstoffwechsel auswirken und damit die Östrogenproduktion im Fettgewebe bremsen. (Klartext: Falls du über größere Mengen Fettgewebe verfügst, könnte Abnehmen ggf. helfen das Östrogen zu senken – da wären Ballaststoffe auch eine super Wahl)
Ich glaube es ist bisher auch gar nicht untersucht, wie sich die Phytoestrogene auf Progesteron oder das Verhältnis von Östrogen/Progesteron auswirken…
Ein weiterer Punkt: Die Phytoestrogene sind nicht direkt in den Leinsamen enthalten, sondern werden erst von unseren Darmbakterien hergestellt / aktiviert. Es kommt also ganz stark auf dein Mikrobiom an, wieviel überhaupt im Hormonsystem ankommt.

Allgemein geht man davon aus, dass die Wirkung der Lignane eher positiv ist, was hormonabhängige Erkrankungen betrifft. Und grundsätzlich ist die estrogene/antiestrogene Wirkung eher schwach – es gibt also in der Hinsicht nicht allzu viel zu befürchten oder erwarten.
 
ALSO:
Ich denke, dass du Leinsamen ohne Bedenken nehmen kannst (bis ca. 15 g pro Mahlzeit glaub ich, da die auch minimal Blausäure enthalten).
Es ist zwar unwahrscheinlich, dass sich durch Lignane allein eine Östrogendominanz beheben lässt. Aber es ist davon auszugehen, dass der Effekt eher hilfreich ist.
UND Leinsamen im Allgemeinen könnten sich aus verschiedenen Gründen positiv auf PMDS-Symptome und Hormonregulation auswirken:
Die Ballaststoffe füttern deine „guten“ Darmbakterien, die wichtig sind für das Immunsystem, das Nervensystem, die Psyche und vieles mehr. Sie senken den Insulinspiegel und tragen insgesamt dazu bei, entzündliche Prozesse zu reduzieren. 
Leinsamen enthalten zusätzlich viel Omega-3 – was ebenfalls eine antientzündliche und antidepressive Wirkung hat! Da PMDS-Symptome vermutlich auch mit Entzündungsprozessen in Zusammenhang stehen, ist das so oder so eine gute Idee 🙂 

Ich hoffe ich konnte etwas Licht ins Dunkel bringen und wünsche dir alles Gute!

Liebe Grüße, Katharina